Technische Daten

Fahrzeughersteller: NSU Thurner  
Marke: NSU Thurner
Fahrzeugtyp / -baureihe: Thurner
Modell-/Handelsbezeichnung: Thurner RS
Fahrzeug-Ident-Nummer: 3010000xx
Tag der ersten Zulassung: 01.07.1972
Hubraum: 1.387 cm³ (nicht serienmäßig)
Motorleistung: 79 kW (nicht serienmäßig)
Motor-Arbeitsverfahren: Otto-Motor
Motorbauform: 4-Zylinder Reihen-Motor
Motoranordnung: Heckmotor             
Getriebeausführung: Schaltgetriebe
Angetriebene Achse: Achse 2
Bereifung: 185/60 R13 // 205/60 R13
Abgelesener Stand des Wegstreckenzählers: 96.530 km

Angaben zur Ausführung des Fahrzeugs

Karosserie/Aufbau

  • Selbsttragende Karosserie
  • Bodengruppe in Stahlblech
  • Karosserie / Außenhaut in Kunststoff
  • Zweitüriges Coupé mit "Flügeltüren"

Lackierung
 

  • Blau

 

Innenausstattung
 

  • Leder

Fahrwerk/Lenkung
 

  • Achse 1 – Einzelradaufhängung an Querlenkern.
  • Achse 2 – Einzelradaufhängung an Schräglenkern.
  • Mechanische Lenkung ohne Lenkhilfe
  • Lenkgetriebe als Zahnstangenlenkung ausgeführt

Bremsanlage

  • Hydraulische betätigte Zweikreisbremsanlage
  • Achse 1 - Scheibenbremsen
  • Achse 2 - Scheibenbremsen


Historische Einordnung und Bewertung des Fahrzeugs

Der NSU Thurner RS ist ein zweisitziger Sportwagen, der zwischen 1969 und 1974 in
Bernbeuren im Allgäu in Manufakturfertigung von der Fa. Rudolf Thurner gebaut wurde.
Auf der verkürzten Bodengruppe des NSU 1200 C wurde eine Karosserie aus Fiberglas /
glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) mit Flügeltüren gesetzt. Die Windschutzscheibe
stammte vom Porsche 904, der Radstand von 2,44 m entsprach genau dem des Jaguar EType
und die Glaskuppel am Heck erinnerte an den Porsche 906. Der 1200 cm³ Motor
stammte aus dem NSU 1200 TT und leistete serienmäßig 65 PS.
Der Rennfahrer Rudolf Thurner hatte das Ziel, sich selbst einen Rennwagen zu bauen und
stellte im Jahr 1968 einen Prototyp vor. Durch eine Fernsehsendung wurde die Firma NSU
aufmerksam und bot ihm die Hilfe beim Serienbau an. 1969 begann die Fertigung in einer
alten Spinnereianlage in Bernbeuren. Nachdem im Jahr 1974 ein Brand die Fabrikanlage
zerstört hatte, stellte Thurner die Produktion seines Sportwagens nach ca. 120
produzierten Fahrzeugen ein.
Neben der Straßenversion wurde auch eine Rennversion Thurner RS-R mit NSU-Abt-
Einspritzmotor mit 135 PS gebaut.

Automobilhistorisch betrachtet ist der Thurner RS heute ein Zeitzeugnis für damals in
Kleinserie von Enthusiasten gebauten Sportwagen, auf Basis von Großserienfahrzeugen.
Das vom Erbauer des Fahrzeugs realisierte Design ist zeittypisch für Sportwagen der
1960er Jahre und orientiert sich insbesondere am Porsche 904 und 906. Die verbauten
„Flügeltüren“ erinnern an den Mercedes-Benz 300 SL W 198 und sind seit den 1950er
Jahren ein immer wiederkehrendes Designmerkmal von Sportwagen.

Das begutachtete Fahrzeug wurde an Stelle des luftgekühlten NSU-Motors mit einem
flüssigkeitsgekühlten Vierzylinder-Reihenmotor aus dem von 1976 bis 1984 produzierten
Renault 5 Alpine Turbo ausgerüstet. Durch diese Umrüstung wurde mit einem
serienmäßigen Motor eine Motorleistung von 79 KW erreicht.

Im Gegensatz zur ursprünglich quer eingebauten Antriebseinheit des NSU ist die
Renault-Antriebseinheit längs verbaut. Diese Anordnung entspricht unter anderem dem
Renault Alpine A 110.

Insbesondere im Hinblick auf das Design des Fahrzeugs wurden in die Thurner RS häufig
leistungsgesteigerte Serienmotoren von NSU eingebaut. Diese leistungsgesteigerten
Serienmotoren weisen im Regelfall eine verringerte Lebensdauer auf.

Wird zur Erhöhung der Lebensdauer – und zur Verbesserung der Alltagstauglichkeit – in
ein derartiges Fahrzeug ein leistungsstärkerer Serienmotor aus der Epoche verbaut, dann
ist eine derartige Umrüstung unter automobilhistorischen Gesichtspunkten durchaus
historisch korrekt.